Schauspiel von Max Frisch
Andorra ist ein Bilderbuchort. Weiße Häuser, eingeschworene Gemeinschaft, eine Schule, eine Kirche, ein Wirtshaus. Hier wächst Andri auf, als Findelkind vom Lehrer Can aufgenommen, als Gleicher unter Gleichen. Und doch macht man ihm immer wieder klar, dass er nicht dazugehört. Er sei anders, ein Jude, sagen sie. Erst leise, dann immer lauter. Als Andri seine Stiefschwester Barblin heiraten will, verweigert Ziehvater Can ihm die Erlaubnis. Ist es aus Angst vor der Dorfgemeinschaft? Oder weil er fürchtet, dass eine Lüge ans Licht kommt? Andri ist in Wahrheit sein leiblicher Sohn. Doch das Dorf hat längst begonnen, Andri in eine Rolle zu drängen. Man nennt ihn feige, kalt, berechnend. Und irgendwann beginnt er selbst daran zu glauben. Dann marschiert das Nachbarland ein. Wer kein Jude sei, müsse nichts fürchten. Dass Andri gar kein Jude ist - hinfällig, denn „irgendwann bist du genau das, was sie in dir sehen.“ Max Frisch zeigt in seiner 1961 uraufgeführten Parabel wie Vorurteile zur Wahrheit werden, wenn man sie nur oft genug wiederholt. Ein zeitloses Drama über die Mechanismen von Ausgrenzung und Entmenschlichung.
Die Burghofbühne Dinslaken, zuletzt mit Tiere im Hotel in Neumünster gefeiert, bringt Andorra in einer eindrucksvollen Inszenierung auf die Bühne.
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